Multiplex – Kino macht angeblich neues Parkhaus Goethestr. erforderlich:
Wird die Kulturgeschichte des Parkhauses in Wetzlar neu geschrieben?
Mit viel Geld und externem Rat von einem holländischen Stadtplanungs-Heilsbringer schrieb Stadtrat/Bürgermeister Semler in das innerstädtische Entwicklungskonzept ISEK, dass Wetzlar seine städtischen Filet-Flächen bereits viel zu viel mit oberirdischen Parkplätzen bedacht hat und dies gestoppt werden müsste. Was schert mich mein …
Normalerweise ist ein Parkhaus beliebt wie Herpes. Nun revolutionieren Bürgermeister Semler mit Baulöwe Bender quasi im Laborversuch dieses negative Image mit positivem Diesel-Gestank. Verschandelung der Altstadt, allgemein geringe Akzeptanz von Parkhäusern bei der fahrenden Bevölkerung, hohe Betriebskosten, Emissionen, Urinalgerüche, Müll- und Dreckecken, Staus in den Anliegerstraßen – alle diese Argumente werden in Wetzlar locker beiseite geschoben. Hier wird in anderen Dimensionen gedacht: Pro Polizei veranstaltet Selbstverteidigungs- Wochen , Stadtmarketing und IHK denken an Locations für regionale Tatort-Dreharbeiten. Das Kulturamt verpflichtet die Gruppe 3steps erneut für kongeniale Graffitis an Betonwänden . Die Touristinformation plant in jährlichen Abständen Rundgänge im Parkhaus über den baulichen, geschmacklichen, wertigen Niedergang dieser Immobilie. Der Filmclub Wetzlar freut sich über die Monitorauswertung der Video-Überwachungskameras. Die Frauenbüros und Labyrinth-Verein planen Flashmobs vor Ort unter dem Motto: „Mehr Kuschelzonen statt Angstecken !„ und das Jugendforum denkt an Skaterfestival und freies Kiffen unterm Sternenzelt.
Die Architektengemeinschaft begrüßt die Aufwertung des schnöden Image – vom Blechlawinen-Tempel zu einem grünen Parkhaus-Cube und hofft auf einen Friedensschluss mit Anwohnern und Stadtgemeinschaft. Dessau hat sein Bauhaus-Ensemble, Wetzlar hat seine Parkhaus-Premium-Kollektion.
Th. Künzer