Mahnwache für Bootsflüchtlinge

„So darf es nicht bleiben!“

Mahnwache für Bootsflüchtlinge

Domplatz

Wetzlar (bkl). Mehr als 60 Menschen konnten Pastoralreferent Joachim Schaefer von der katholischen Domgemeinde und Harald Würges, Diakon der Evangelischen Kirchengemeinde Niedergirmes am Abend des Erntedank-Sonntages auf dem Wetzlarer Domplatz begrüßen. Sie waren gekommen, um der Flüchtlinge zu gedenken, die am Donnerstag beim Kentern ihres Schiffes vor der Insel Lampedusa ums Leben kamen. Dabei waren Stille und das Hören auf die Totenglocke des Doms genauso angesagt wie deutliche Worte. „So darf es nicht bleiben“, erklärte Harald Würges. „Bezeichnungen wie ‚Asylantenflut’ und ‚Einwanderung in die Sozialsysteme’ müssen wir uns entgegenstellen. Die Menschen fliehen, weil sie in Not sind, weil es ihnen ans Leben geht.“ Die Menschenrechte hätten für alle Geltung. Niemand dürfe außen vor bleiben. Während des Liedes „Was keiner wagt, dass sollt ihr wagen“ von Konstantin Wecker und Lothar Zenetti fassten sich die Anwesenden, unter ihnen auch Stadtpfarrer Peter Kollas, an den Händen und dachten gemeinsam an alle Menschen, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben.

Kerzen in die Lahn setzen

Über die Situation ihrer Familie erzählte eine Betroffene.

 

Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Teilnehmenden mit Kerzen und Blumen in den Händen durch die Altstadt und unter der Alten Lahnbrücke hindurch.

Am Lahnufer in der Colchester-Anlage machte die Prozession Halt um die Schwimmkerzen und Blumen ins Wasser zu legen. An der Stelle, wo das Schiff vor der Insel unterging, hatten Fischer Blumen ins Meer geworfen. Als Zeichen der Hoffnung bezeichnete auch Joachim Schaefer  die Kerzen- und Blumenaktion. Er plädierte zudem für eine Änderung der Verhältnisse in den Ländern, aus denen die Flüchtlinge kommen. „Damit sie auch dort leben können“, betonte er. „Irgendwo bist du ein Licht“ sang die Liedermacherin NETTE (Annette Rudert) zur Gitarre.

Kerzen

Veranstaltet haben die Mahnwache die Evangelische Kirchengemeinde Niedergirmes, die Katholische Domgemeinde und der Arbeitskreis Flüchtlinge der Evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar.

 

Hintergrund:

Bereits 1500 Menschen sind nach Aussage des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR seit 2011  jährlich  während der Überfahrt von Afrika nach Europa gestorben. Für den Freitag hatte die italienische Regierung nach der Katastrophe vor Lampedusa, bei der Hunderte von Flüchtlingen umkamen, am Donnerstag einen Tag Staatstrauer angeordnet.

„Das ist keine afrikanische oder italienische, sondern eine europäische Tragödie“, so Dr. Volker Jung, Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der hessen-nassauische Kirchenpräsident fordert, die europäischen Schutzstandards für Flüchtlinge flächendeckend zu erhöhen. Dazu gehörten legale Einreisemöglichkeiten ebenso wie ein rechtlich verbindliches Anerkennungsverfahren.

Öffentlichkeitsreferat
Evangelische Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar
Uta Barnikol-Lübeck

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