Lina-Muders-Preis an Bündnis gegen Nazis

Verleihung des Lina-Muders-Preises der SPD Wetzlar an das „Bündnis gegen Nazis“

Zufall oder nicht? Der das 4. Mal in Folge vom SPD-Stadtverband Wetzlar vergebene und mit 500 Euro dotierte Lina-Muders-Preis für Zivilcourage und demokratisches Engagement fiel in diesem Jahr auf den Termin der Eröffnung des NSU-Prozesses gegen Rechtsterroristen. Preisträger ist das „Wetzlarer Bündnis gegen Nazis“, das sich vor 13 Jahren gegen eine damals geplante 1 Mai-Kundgebung der NPD auf dem Domplatz gebildet hatte.

Lina-Muders Preisverleihung
Lina-Muders Preisverleihung

SPD-Fraktionschef Jörg Kratkey führte durch die Feierstunde im Wetzlarer AWO-Heim und freute sich über die zahlreich erschienenen Gäste, darunter auch Polizeipräsident Manfred Schweizer, der Schulleiter der Werner von Siemensschule Michael Diehl und die SPD-Bundestagskandidatin Dagmar Schmidt.

Bürgermeister Manfred Wagner ging kurz auf die Lebensdaten der 1892 geborenen und in der Wetzlarer Neustadt aufgewachsenen Namensgeberin Lina Muders ein. Sie wurde 1919 SPD-Mitglied und gehörte nach der Machtübertragung an die NSDAP dem Widerstandskreis um Willy Knothe an, der nach dem Krieg Landtags- und Bundestagsmandate für die SPD innehatte. Knothe und Muders erhielten mehrjährige Zuchthausstrafen wegen ‚Hochverrats’. „Demokratie muss jeden Tag gelebt und verteidigt werden, damit sich die furchtbaren Kapitel der deutschen Geschichte nicht wiederholen. Dazu bedarf es aufmerksamer Wächter, wie wir sie in Wetzlar mit dem ‚Bündnis gegen Nazis’ haben. Durch das stadtgeschichtliche Projekt ‚Wege der Erinnerung’ leisten die Preisträger einen bedeutsamen Beitrag dafür, dass die Nazi-Gräuel nicht in Vergessenheit geraten.“ Wagner warnte vor einer Verharmlosung rechter Tendenzen und zitierte dabei Wilhelm Busch: „Toleranz ist gut – aber nicht gegen Intolerante.“

Als Laudator ging der GEW-Kreisvorsitzende Walter Schäfer, langjähriger Personalratsvorsitzender am Staatlichen Schulamt und Lehrer an der Steinschule, auf die Aktivitäten der ausgezeichneten Bürgerinitiative „Wetzlar Bunt statt Braun“ ein. Er erwähnte dabei Projekttage gegen Rassismus an Wetzlarer Schulen, Aktivitäten gegen ‚rechtspopulistische Sprücheklopfer’ wie MdL Irmer (CDU) und Buchautor Thilo Sarrazin (SPD) und die Mobilisierung zu Protestaktionen – wie unlängst in Leun gegen die NPD – und gegen 300 Stiefelfaschisten, die 2008 durchs Bannviertel demonstrierten und dabei „Ali, Mehmet, Mustafa: geht zurück nach Ankara!“ riefen. „Gespeist aus kruden Allmachtsphantasien selbsternannter Herrenmenschen kam es 2010 zum Brandanschlag gegen das Wohnhaus von unserem Freund Joachim Schaefer. Heute – nachdem die 4 Täter zu Freiheitsstrafen wegen Mordversuchs verurteilt wurden – sieht man im Stadtbild zynische Aufkleber mit der Aufschrift ‚Antifaschismus in Wetzlar – eine brandheiße Sache’“, mahnte der Pädagoge.

 

Im Namen der Geehrten bedankte sich Irmi Richter für die damit erfolgte Anerkennung des langjährigen ehrenamtlichen Engagements der rund 3 Dutzend Aktiven des „Wetzlarer Bündnis gegen Nazis“. Sie als Lehrerin in Altersteilzeit koordiniert die von Guides geführten Stadtgänge auf dem „Weg der Erinnerung“ und kam zur Feierstunde gerade ‚von der Arbeit’: „Unser Projekt wird gut angenommen. Allein heute haben sich 85 Schüler der Karl-Kellner-Schule aus Braunfels mit der braunen Periode von Wetzlars Stadtgeschichte befasst.“ Eine besondere Anerkennung zollte Irmi Richter dem nicht anwesenden Joachim Schaefer, der mit seinen Recherchen und Filmdokumentationen einen wesentlichen Anteil an der vor Ort geleisteten Aufklärung über die rechte Gefahr habe. Die würdige und bedeutungsvolle Feierstunde wurde musikalisch mit Gitarrendarbietungen von Katharina Käding (Musikschule Wetzlar) umrahmt.

 

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